OMAS GEGEN RECHTS Berlin  /  Deutschland-Bündnis

Jedes Kind, jeder Mensch ist wundervoll!

Am vergangenen Sonntag machte ich mich zu einem Spaziergang, in den Tiergarten auf. Mein Auto stellte ich in der Tiergartenstraße in der Nähe der Philharmonie ab und so kam ich am

Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen >Euthanasie< -Morde vorbei.

Ich kenne den Ort natürlich, bin schon oft hier vorbeigefahren, hatte mir aber nie die Zeit genommen, mich wirklich hier aufzuhalten, um mich mit den Tafeln zu beschäftigen.

Ich erinnere mich an eine Zeit, als ich noch in und einige Jahre nach meiner Ausbildung war: 1982 habe ich im Phillipshospital in Goddelau in Südhessen mein Krankenpflegeexamen abgelegt. Es ist eine psychiatrische Klinik des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen. Diese Klinik wurde bereits 1535 gegründet und ist eine der ältesten psychiatrischen Krankenhäuser der Welt.

Seit 1975 hatten sich Mitarbeiter der Pflege, einige Patienten und Historiker daran gemacht, die wechselvolle Geschichte der Einrichtung und damit auch der psychiatrischen Versorgung im Allgemeinen und in Goddelau im Besonderen zu recherchieren und aufzuarbeiten. Auch für die Langzeitpatienten war dies ein wichtiger Prozess. (Exkurs: ebenfalls 1975 gab es die Psychiatrie-Enquete im dt. Bundestag, ein Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland, so der offizielle Titel. Sehr interessant dazu der Wikipediaeintrag)

Die Umstrukturierungen, die 1975 beschlossen wurden, waren damals gerade im Abschluss begriffen und es setzte so etwas wie eine neue Zeitrechnung in den Psychiatrien in Westdeutschland ein. Und auch im Museum der Klinik war man mit einem neuen Kapitel der Historie der Einrichtung beschäftigt: der Sichtung, Recherche, Archivierung und Ausstellung von Krankenakten aus der NS-Diktatur. Da auf dem doch recht weitläufigen Gelände der Klinik nie eine Bombe gefallen war, sind die Gebäude und somit auch ihre Keller also völlig intakt geblieben, und daher ist das dort gelagerte Material enorm umfangreich und vollständig erhalten.

Das Phillipshospital in Goddelau gehörte auch zu den Kliniken, in denen Patienten gesammelt, registriert und über Hadamar weiter in verschiedene Vernichtungslager deportiert wurden. Dies geschah im Rahmen der T4-Aktionen. Zu dieser Aktion gehörte auch, dass die Firma Merk aus Darmstadt Zyklon-B hergestellt und an die Nazis verkauft hat. Das Gas mit dem Millionen Menschen ermordet wurden. Und weil es geographisch nah ist, hat man auch gleich die „Duschen“ mit dem Gas zusammen im Phillipshospital in Goddelau sozusagen als Pilotprojekt ausprobiert.

Als ich nun damals in den 80ern zunächst als Pflegeschülerin und dann als junge Schwester im Phillipshospital arbeitete, erzählte mir mein Vater eines Tages eine Geschichte aus unserer Familie:  Meine Familie stammt aus einer Kleinstadt in Nordhessen, ca 160Km von Goddelau entfernt. Meine Großeltern hatten bereits 1930 auf Grund ihrer Firma ein eigenes Auto und so war die Reise nach Goddelau in einem Tag als Familienausflug zu schaffen. Eine Nichte meiner Großeltern war zwangsweise im Phillipshospital eingewiesen worden und nun wollte man sie besuchen. Mein Vater war ein kleiner Junge und durfte mitfahren. Das war ca 1936. Die Nichte meiner Großeltern, war eine junge Frau von eher einfachem Gemüt. Sie hatte kaum lesen gelernt und konnte nur ihren Namen schreiben, war sehr ruhig, aber fröhlich und meistens guter Stimmung, und sie half ihrer Mutter im Haushalt und bei der Versorgung der zahlreichen Geschwister. Sie wurde in der Familie geliebt und geachtet und alle waren sehr entsetzt, als sie in die Psychiatrie eingewiesen wurde, laut den Erzählungen wohl auch ohne irgendeine ärztliche Untersuchung zuvor.

Meine Großeltern trafen die junge Frau (sie war wohl noch keine 20 Jahre alt) bei ihrem „Krankenbesuch“ bei bester Gesundheit an, obwohl sie traurig war, Heimweh hatte und gerne mit nach Hause wollte.

Wenige Tage später erreichte die Familie ein Telegram, dass die junge Frau in der Klinik an Herzversagen gestorben sei. Eine Überstellung der Leiche sei leider nicht möglich, da sie bereits eingeäschert wäre. Die wenigen Habseligkeiten wurden auch nicht an die Eltern zurückgegeben. Ohne weitere Erklärung, nichts!

Man muss keine Hellseherin sein, um zu erahnen, welches Schicksal diese junge Frau mit dem so lustigen Namen Anna Nass hatte, wenn man bedenkt, in welcher grauenvollen Zeit und an welchem gefährlichen Ort sie ihr Leben lassen musste.

Heute arbeite ich mit schwer erkrankten Kindern, kein einziges von ihnen, welches ich in den vergangenen 12 Jahren versorgt habe, hätte eine Prüfung auf „Lebenswert“ der T4-Aktion überstanden. Denn kein einziges wird jemals ein annähernd, unserem Leben ähnelndes, eigenes Leben führen können. Und doch ist Jedes von ihnen wundervoll und ihre Familien betrachten ihre besonderen Kinder als Geschenk. Die Eltern würden, in all ihrer Überforderung, ihrer Traumatisierung und ihres Schmerzes, keines der Kinder um irgendeinen Preis wieder hergeben, denn sie sind ihr Lebensmittelpunkt, wie jedes andere Kind einer Familie auch.

Tun wir alles dafür, dass Faschismus mit all seinen Menschen vernichtenden Strategien, sich nie wieder etablieren kann!

(Leseempfehlung: Euthanasie: „Rassenhygiene“ der Nationalsozialisten)

Mahnwache – ein Zeichen: Oury Jalloh ist unvergessen!

Mahnwache für Oury Jalloh
Mahnwache für Oury Jalloh – Initiative OMAS GEGEN RECHTS BERLIN

Wie immer an einem Freitag Anfang des Monats fanden wir uns an der Weltzeituhr ein; den Infektionsmassnahmen geschuldet nur zu Viert, im Intervall und mit Abstand.

Die heutige Mahnwache widmeten wir Oury Jalloh.

Er floh vor dem Bürgerkrieg in Sierra Leone und verbrannte gefesselt in einer Polizeigewahrsamszelle in Dessau am 7. Jan. 2005.

Bis heute wurde niemand zur Verantwortung gezogen.

Die Texte zum Geschehen, die wir aufgeklebt hatten, fanden das Interesse besonders junger Leute, die noch nie etwas von Oury Jalloh gehört hatten. Uns war es wichtig, zu erinnern und fordern Aufklärung und Bestrafung derjenigen, die für Ouri Jallohs Tod verantwortlich sind.

#FightFor1Point5 – Botschaft an die EU-Onlinekonferenz von Fridays For Future

Mit dem Schriftzug #FightFor1Point5 – aus vielen Kerzen zusammengestellt –  sendeten die Fridays For Future-Jugendlichen eine eindrucksvolle Botschaft an die Teilnehmer der EU-Onlinekonferenz (11./12. Dezember 2020).

Schon am frühen Nachmittag hatten die FFF’s gefaltete Papiertüten mit Sand gefüllt, um die Teelichter fixieren zu können, diese bei beginnender Dunkelheit angezündet, so dass der akurat gestaltete Schriftzug leuchtete.

Es war a-kalt, die jungen Leute bewegten sich frierend, achteten auf den Abstand; die Polizei brauchte nicht einzugreifen, sie ordnete nur  den Straßenverkehr.

Während ich nach einer Stunde wieder nach Hause fuhr, mußten die FFF’s bis 18 Uhr auf dem Platz bleiben, um alles wieder abzuräumen.

Im März 2019 war ich zum ersten Mal freitags am Invalidenpark, wo Schüler*innen neben dem Wirtschaftsministerium lautstark

auf die Klimakatastrophe und die Zerstörung der Umwelt hingewiesen haben und von der Regierung forderten. endlich zu handeln. Damals bezeichnete man die Jugendlichen als “ Schulschwänzer“, sie bekamen von den Fachlehren Fehlstunden eingetragen.

Helge Braun (Kanzleramtsminister) monierte, wann endlich die schreienden Schüler vor seinem Fenster verschwinden würden.

Ich diskutierte mit Pädagogen*innen der Schule, in der ich mich ehrenamtlich engagiere, und betonte, dass die Freitag-Demos kein Schuleschwänzen, sondern politische Bildung sind. Gegenargument: In Deutschland gibt es Schulpflicht!!

Um so mehr freue ich mich jetzt, dass es den Jugendlichen von Fridays For Future in 2 Jahren gelungen ist, die Gesellschaft wachzurütteln und die Politiker die wissenschaftlichen Fakten nicht mehr negieren können, sondern endlich handeln müssen.

Ich danke allen FFF-Jugendlichen für das Engagement und die Ausdauer.

Als granny for future werde ich euch weiter unterstützen.

Christine

„Fridays for Future“-Demonstration in Berlin

Wir OMAS GEGEN RECHTS unterstützen die Kampagne gegen Gewalt an Frauen

Einige von uns, die die Nachkriegszeit erlebt haben, haben selbst noch Erinnerungen an die Traumatisierung durch die Kriegsgräuel und deren Folgen bei den Frauen unserer Muttergeneration. Denn Frauen leiden nicht nur an den „üblichen“ Folgen von Kriegen, sie sind auch stets Opfer sexualisierter Gewalt.

Daher möchten wir besonders auf die Gräueltaten hinweisen, denen Frauen in Kriegen ausgesetzt sind. Seit Urzeiten und auch heute noch sind Frauen tagtäglich Opfer von Vergewaltigung, Verstümmelung, Schikanierung, Folter, Zwangsprostitution, Zwangsheirat und sonstigen Demütigungen.

Denken wir an die Kriege in Afrika, Asien im Nahen Osten, wo Tausende Frauen speziell von Söldnern, IS-Kämpfern und sonstigen marodierenden Soldaten vergewaltigt und getötet werden. In einem Bericht des UN-Generalsekretärs von 2019 wird von 19 Konfliktländern gesprochen, 47 staatliche und nichtstaatliche Gruppen werden verdächtigt, systematische Vergewaltigungen oder andere Formen sexueller Gewalt begangen zu haben.

Allein in der Demokratischen Republik Kongo gibt es laut UN jeden Monat 1.100 Vergewaltigungen, jeden Tag werden 36 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Und das sind nur offizielle Zahlen. Die Dunkelziffer ist bei weitem höher.

Aber auch hier in Europa sind Frauen von sexueller Gewalt nicht verschont; allein im Balkankrieg wurden in den 90ger Jahren bis zu 50.000 (meist muslimisch-bosnische) Frauen vergewaltigt.

Selbst diejenigen, die zum Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten eingesetzt werden (UN-Friedenstruppen, KFOR-Soldaten), beteiligen sich manchmal an Gewalt gegen Frauen. Auch hier gibt es keine genauen Opferzahlen.

Wir OMAS GEGEN RECHTS sehen die Hauptursachen für Kriege neben oder infolge von wirtschaftlichen Interessen im Erstarken rechter Kräfte, und damit des Nationalismus und Rassismus. Wir setzen uns für eine vielfältige, offene, demokratische Gesellschaft ein, in der rechte Kräfte, frauenfeindliche Ideologien und folglich Gewalt gegen Frauen keinen Platz haben.

(Rede von Susan , gehalten auf einer Veranstaltung zum Tag “ Gegen Gewalt an Frauen“)

 

Freiheit für Julian Assange, das fordern auch die OMAS GEGEN RECHTS

Freiheit für Julian Assange, das fordern auch die OMAS GEGEN RECHTS. Regelmäßig beteiligen sich OMAS unserer Gruppe an Aktionen, so auch am 26.11.2020 vor der Botschaft von Großbritannien. Wir halten konsequent Abstand – besonders gegen Rechts – aber auch zueinander, denn das ist nötig in dieser Zeit, um andere Menschen und uns selbst nicht zu gefährden. Wir setzen aber auch Zeichen auf der Straße – denn in dem Auslieferungsprozess um den Wikileaks-Gründer Julian Assange steht sein Leben auf dem Spiel!

Zum Beispiel Ursel Blumenreich …

Mit 21 Jahren kam Ursel aus ihrer Geburtsstadt Stettin zum Studium nach Berlin – wenige Monate später wurde sie in Auschwitz ermordet, am 26.2.1943.

An die kleine Ruth-Reisel Herzberg kann sich meine Nachbarin noch erinnern, die beiden Mädchen haben öfters zusammen gespielt. Bis Ruth-Reisel im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern im August 1942 nach Riga deportiert wurde. Alle drei wurden dort umgebracht. Ruth-Reisels  Großväter, die beide mit der Familie zusammen gewohnt hatten, wurden erst Monate später nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert, wo auch sie sterben mussten. Kann man sich vorstellen, mit welchen Sorgen und Ängsten die beiden alten Männer an das Schicksal der jungen Familie gedacht haben, bis sie selbst abgeholt wurden?

Oder die Schwestern Frida und Margarethe Schubert, 1883 und 1894 geboren: Auf beiden Stolpersteinen steht das Datum 11.3.1943. Frida wurde an diesem Tag in Auschwitz ermordet, „Flucht in den Tod“ ist bei ihrer jüngeren Schwester vermerkt.

Beim Putzen der Stolpersteine gehen uns OMAS viele Gedanken durch den Kopf; schon die knappen Angaben auf den Steinen genügen um die Ungeheuerlichkeit zu verdeutlichen, die all diese Leben nicht zu Ende gelebt werden ließ.

Über 9000 Stolpersteine gibt es mittlerweile allein in Berlin. Möglichst viele nicht nur zum 9. November glänzend strahlen zu lassen, ist mehr als eine symbolische Geste. Es ist das Mindeste, was wir tun können, damit die Erinnerung an die Millionen Einzelschicksale weiter hell und klar bleibt, verbunden mit unserem Wunsch und Bekenntnis: „Nie wieder!“

Frieda

Mahnwache zum Gedenken an die Reichspogromnacht am Denkmal „Der leere Raum“ – Koppenplatz, Berlin

9. November 1938

In Deutschland liegen die Straßen voller Glassplitter von zerschlagenen Fenstern jüdischer Geschäfts- und Wohnhäuser.

Die boshafte Bezeichnung „Reichskristallnacht“ wurde in Umlauf gesetzt und hält sich bis heute!

Erst in den 60er Jahren bemühte man sich um eine angemessene Bezeichnung:  „Pogromnacht“.

Können wir dieser Nacht und aller unvorstellbarer Grausamkeiten danach angemessen gedenken?

Mit Scham stehen wir schweigend vor den Mahnmalen.

Wir sind entsetzt über den zunehmenden Antisemitismus und die rechtsradikale Gewalt im ganzen Land.

Wir versprechen, weiterhin alles in unserer Macht Stehende zu tun, um jeder Form antisemitischer und rechtsradikaler Angriffe entgegenzutreten.“

 

Mit diesem Text auf unseren Schildern und auf Flyern haben wir am 9. November 2020 eine Staffel-Mahnwache abgehalten. Den ganzen Tag über standen einige von uns vor dem Denkmal, das genau dieser Erinnerung gewidmet ist: der Reichspogromnacht.

Die Reaktion der zufällig an uns vorbei Kommenden, fast alle aus der jüngeren oder mittleren Generation, hat unsere Erwartungen übertroffen, positiv übertroffen. Wir sind spontaner Zustimmung begegnet und auch Neugier. Viele wussten über den Anlass Bescheid, andere wiederum wollten sich anhand unseres Textes informieren. Unsere 300 Flyer haben wir vollständig ausgegeben. Und aus der Nachbarschaft haben uns, unabhängig voneinander, dreimal am Tag junge Leute mit Kaffee versorgt; wir seien ihre „Heldinnen des Tages“. Das tat gut, physisch gegen das Frieren, aber vor allem seelisch!

Schließlich konnten wir nach Hause gehen mit einem Gefühl der Erleichterung, dass es doch sehr viele gibt, die unser Anliegen teilen.

Betina Kern

Rechtsextremismus im Jahr 2020 – Diskussion

Heute LIVE – Die LINKE hat Gäste:

In unserer neuen Veranstaltungsreihe »Die Lobby« möchten wir Menschen eine Lobby geben, die sonst in der Politik nur schwer zu Wort kommen. Am kommenden Montag starten wir mit dem Thema »Rechtsextremismus im Jahr 2020« und den Gästen

OMAS GEGEN RECHTS Deutschland-Bündnis, Idyl Baydar (Kabarettistin) und Petra Pau

(Vizepräsidentin Deutscher Bundestag).

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