OMAS GEGEN RECHTS Berlin  /  Deutschland-Bündnis

Kein Duell – Dokumentation eines Redebeitrages – #b0901 #teamJanB

Liebe Antifaschist*innen, liebes Rundfunktanzorchester, lieber Jan Böhmermann, liebe Besucher*innen der Show in der Schmelinghalle,

schön, dass es Euch gibt.

Euch da drinnen in der Max-Schmeling-Halle wünschen wir nachher einen tollen Abend und sagen mal gleich, dass wir nicht Euretwegen hier sind und hoffen, dass Ihr uns drinnen nicht hört.

Wir sind hier, weil ein Möchtergerngroß und sein Umhang, nein sein Anhang, und eine Kleinstpartei ohne Basis sich ein Duell wünschen. Ein Duell mit einem der Großen der deutschen Satire: Jan Böhmermann.  Und da müssen wir – aus Gründen, aus politischen Gründen, mal paar hörbare Takte dazu sagen.

Ich habe mal Wikipedia bemüht:  Ein Duell (mlat. duellum ‚Zweikampf‘, von alat. duellum ‚Krieg‘ und später volksetymologisch mit duo ‚zwei‘ verbunden) ist ein freiwilliger Zweikampf mit gleichen, potenziell tödlichen Waffen, der von den Kontrahenten vereinbart wird, um eine Ehrenstreitigkeit auszutragen. Das Duell unterliegt traditionell festgelegten Regeln. Duelle sind heute verboten. Der Begriff wird im übertragenen Sinne auch auf sportliche Wettkämpfe und Wortgefechte angewandt.

Tja – und da haben wir schon die Erklärung, warum ein Duell hier nicht stattfinden wird. Es würde gleiche Waffen bedingen und eine Verabredung und es müsste um eine Ehrenstreitigkeit gehen – nichts von all dem ist hier der Fall.

Einer, der gern berühmt wäre und versucht, sich mit einem pissgelben (das ist ein Zitat aus Tipp) Umhang und einer Augenmaske von anderen Menschen zu unterscheiden, ist kein Kandidat für irgendein Duell. Schon gar nicht, weil es sich um einen Menschen handelt, der wegen Landfriedensbruchs, öffentlicher Aufforderung zu Straftaten, Anstiftung zum Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie zum tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor Gericht stand und verurteilt wurde, zwar hat er Berufung eingelegt – aber wir kennen die Bilder und wissen, was er getan hat. Einer, der während der Pandemie mit anderen ohne Maske rücksichtslos durch Kaufhäuser und Verkehrsmittel tanzte, ist kein Gegner für ein Duell um eine Ehrenstreitigkeit. Für niemand. Auch nicht für uns.

Einer, der seine dummen Anhänger*innen um Spenden für Bezahlung von Strafbefehlen anbettelt, die er bekommen hat, weil er seinen Egoismus vor das Wohl der Allgemeinheit gesetzt hat, ist einfach nur inakzeptabel und peinlich.

Reden wir über etwas Schönes. Da gibt es die Aktion „Fest & Festlich – Weihnachten mit Jan und Olli“ von Jan Böhmermann und Olli Schulz, eine inzwischen schon zur Tradition gewordene Spenden-Aktion zur Unterstützung von mehreren Organisationen – und die kann sich einmal mehr sehen lassen: Zum einen überraschten Jan Böhmermann und Olli Schulz ihre Fangemeinde mit Videos aus ihren Anfangstagen und Katrin Bauerfeind und Marius Müller-Westernhagen als Ehrengästen.  Zum anderen wurde schon bisher eine Summe weit über 1.519.932  € gesammelt. Und diese Aktion läuft noch zwei Tage. Also nutzen wir hier die Gelegenheit und fordern gern auf, sich daran zu beteiligen. Das haben die OMAS GEGEN RECHTS/Berlin aus dem Deutschland-Bündnis gestern auch auf Twitter getan.

Hier findet also heute keinerlei Duell statt. Wir sind trotzdem hier – nicht als Zuschauer*innen, sondern als Akteur*innen. Wir widersprechen einmal mehr. Gemeinsam werden wir laut gegen Hass, Hetze und Antisemitismus.

Wir werden laut, unbeschränkt. Halbstündlich für jeweils einige Minuten. Mit Kochtopfdeckeln und Instrumenten, wir schonen unsere Stimmen und bitten freundlich um Einschaltung des Verstandes.

Und der vorletzte Satz des ersten Redebeitrags sei der Lieblingswitz von Jan Böhmermann: „Wie viele Deutsche braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?“ – „Einen! Deutsche sind effizient und haben keinen Humor.“. In diesem Sinne: Viel Spaß heute Abend, mehr an Redebeiträgen später.

Die Partei "Die Basist verbreitet antisemitsche Verschwörungsideologie

Ich stehe hier seit bald einem Jahr montags auf der Straße… (Josephs Rede auf dem Gegenprotest am 14.11.22)

Liebe Mit- und Gegendemonstrierende,
liebe Schaulustige und meine heißgeliebte Nachbarschaft
,

ich stehe hier seit bald einem Jahr montags auf der Straße und ich habe keine Lust mehr, montags auf der Straße zu stehen. Ich habe deutlich Besseres zu tun. Leider wird mir da keine Wahl gelassen. Denn wenn ich sehe und höre, was hier im Schatten unserer schönen Gethsemanekirche passiert, wird mir kotzübel.

Ich wohne seit 1990 im Gethsemane-Kiez. Ich bin hier aufgewachsen und habe im Alter von 4 das erste Mal den Knopf drücken dürfen, der die Glocken der Gethsemanekirche läuten lässt. Ich war noch im Bauch meiner Mama, als sie sich in dieser Kirche mit Gleichgesinnten traf und 1989 Lieder von Freiheit und Widerstand sang, bis die Mauer fiel und die Straßen dann erst von Bullen und dann mit Wessis geflutet wurden.

Heute schüttelt meine Mama den Kopf über die Menschen, die hier jeden Montag im immer grotesker anmutenden dissonanten Missklang versuchen, einen Hauch des Geistes des friedlichen politischen Widerstandes, für den die Gethsemanekirche immer stehen wird, für ihre Zwecke missbrauchen zu können. Ein Missklang, der mittlerweile jeden Montag von fünf bis halb zehn durch meine Fenster hallt und mir ganz gehörig auf den Senkel geht.

Fakt ist, dass es anmaßend und lächerlich ist, gegen eine vermeintliche Diktatur und noch vermeintlichere Regierungsgewalt auf der Straße zu demonstrieren, wenn man dies unter dem Schutz freundlich schmunzelnder Polizist*innen tut.

Wer tatsächlich gegen Diktaturen in der Heimat demonstriert, tut dies nicht unter Polizeischutz. Wer heute Bilder aus dem Iran, aus Afghanistan, aus Russland sieht, weiß, dass politischer Widerstand kein reißerischer Spruch in der Telegram-Gruppe, kein bissiger Kommentar unter einem YouTube-Video und kein Bahnfahren ohne Einhaltung der Maskenpflicht ist. Wer gegen Diktaturen aufbegehrt, tut dies unter Lebensgefahr.

Ich weiß, dass all die wunderbaren Menschen auf dieser Straßenseite solidarisch mit den Menschen im Iran, in Afghanistan und in Russland stehen, die aufgrund des Machthungers und der Gier ihrer Regierung Gewalt, Gefangenschaft oder Tod erleiden. Solidarisch mit den Geflüchteten aus der Ukraine, Armenien und jedem anderen Land, über dem ein paar alte Männer Bomben abwerfen lassen, um Profit zu schöpfen. Allein, dass ihr da drüben diese Solidaritätsbekundungen nicht geschlossen und uneingeschränkt unterschreiben könntet, sagt mir alles, sagt mir, dass ihr noch nicht mal den Schatten der Gethsemanekirche verdient habt.

Solidarität ist ein Fremdwort für euch. Und damit meine ich nicht nur die internationale Solidarität, sondern auch die mit dem Volk, welches ihr vorgebt zu sein. Solidarität mit den Armen, den Wohnungslosen, den Kranken und Immunkompromittierten, für die Schutz und Freiheit nicht nur ein paar schmissige Phrasen auf einem Transparent sind. Solidarität für die Familien und Freund*innen, die seit Beginn der Pandemie in Deutschland 156.000 geliebte Menschen an Covid haben sterben sehen. Und ich wäre vielleicht deutlich weniger sauer, wenn ich nicht zu denjenigen gehören würde, die erfahren mussten, wie ein durch Impfung vermeidbarer Tod an Covid Existenzen und Familien zerreißt.

Ihr redet von Frieden, aber fordert die bedingungslose Kapitulation vor Kriegstreibern und schert euch keinen Pfifferling um jene, deren Zuhause gerade jetzt zerstört wird. Ihr faselt von Freiheit, aber ihr meint immer nur eure eigene Freiheit von Sorge, Rücksicht und rudimentärer Medienkompetenz. Ihr trällert von Gesundheit und Selbstbestimmung, aber geht ohne Impfschutz oder sogar mit einer tödlichen Krankheit unter Leute, weil ihr sie für einen Schnupfen haltet. Ihr schwurbelt von Widerstand gegen die Diktatur, aber übt den Schulterschluss mit Faschisten, Antisemiten und Rassisten auf AfD-Demos, weil sie halt gerade eurer Meinung sind. Ihr krakeelt, dass ihr die Lügen der Medien durchschauen würdet, aber gebt euch mit der erstbesten Erklärung von einem Typen mit Kamera und Kanal zufrieden, weil sie irgendwie in euer Weltbild passt. Ihr seid nicht einmal des Zaunes der Gethsemanekirche würdig, den ihr mit euren Parolen beschmutzt. Ihr seid nicht das Volk, ihr seid bestenfalls ein paar nützliche Idioten. Ihr seid maximal der Widerstand zwischen mir und einem netten, ruhigen Montagabend. Hinter jedem und jeder einzelnen von euch steht eine Familie, die sich euretwegen in Grund und Boden schämt. Haut endlich ab und macht den Eingang zu unserer schönen Kirche frei!

Joseph

Keine Bühne der AfD!

Kundgebung gegen die Teilnahme eines AfD-Mitgliedes an einer Podiumsdiskussion im Berliner Robert-Blum-Gymnasium

Seit 2010 gehört dieses Gymnasium dem Netzwerk „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ an.

Dennoch lädt die Schulleitung zu einer Podiumsdiskussion auch einen bekannten AfD-Politiker ein, bestimmt mit dem Argument, dies sei der Demokratie geschuldet. Dem Anspruch einer Schule ohne Rassismus entspricht das nicht.

Dieser Meinung waren auch zahlreiche Schüler*innen, einige Eltern und die Elternsprecherin, doch die Schulleitung bestand auf der Teilnahme des AfD-Vertreters.

Etliche Schüler*’innen riefen deshalb zu einer Kundgebung vor dem Schulgebäude auf. Als Reaktion darauf setzte der Schulleiter mit der Begründung, dass die Sicherheit nicht gewährleistet sei, die Podiumsdiskussion ab.

Dennoch fand die Kundgebung statt und 100 bis 150 Schüler*innen gaben in Reden und Sprechchören zu verstehen, dass sie an ihrer Schule keine Nazis, Rassisten, Homophobe, Frauenfeinde, Antisemiten etc. haben wollen.

Nicht nur die Unterstützung ihres Anliegens,  Rechtsextremen Paroli zu bieten, war uns wichtig.  Wir wollten auch unsere Solidarität zeigen und dem Mut der Schüler*innen Beifall zollen. Hoffen wir, dass sie für Mut und  Haltung nicht gemassregelt werden, denn  S I E  machen dem Vermächtnis von Robert Blum und dem Titel der „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“ alle Ehre.

D.

Keine Bühne der AfD-1

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