Der spannende Lebensweg von B. ist uns OMAS aufgrund ihrer Texte wohl bekannt. Bei unseren monatlichen Zusammenkünften hört man so manche Mut machende Lebensgeschichte. Wenn ich von solchen Veranstaltungen nach Hause fahre, frage ich mich mitunter, was ich selber zu erzählen hätte. Ich habe in meinem Leben nie auf einer Barrikade gestanden. Die einzige Demonstration, die ich 1989 selber initiiert habe, vor dem Karschhaus in Düsseldorf, vergleichbar mit dem KDW in Berlin, war ein Aufruf, die demokratischen Kräfte in der ehemaligen DDR zu unterstützen Diese Demonstration hatte eine Wirkung, die gegen Null ging.
Es ist nicht so sehr die Politik, als viel mehr mein Lebensweg, weshalb ich mich den OMAS angeschlossen habe.
Als dritte Tochter lebenslustiger Rheinländer wurde ich nach dem Krieg in Krefeld am Niederrhein geboren. Als ich 12 Jahre alt war, heiratete meine Schwester einen Spanier, und fortan gehörte eine riesige spanische Familie zu uns. Bei den Familienfeiern bemerkte ich, dass die spanische Familie geteilt war in Andalusier und Katalanen. Manchmal sprachen die Katalanen untereinander in ihrer Landessprache, was die Andalusier heftig erboste. Jahre später kam eine italienische Familie dazu, dann ein Österreicher und zum Schluss ein Türke mit seiner großen Familie. Um ein Haar wäre auch ein Norweger dabei gewesen, was ich gut gefunden hätte, denn ich war der Meinung, dass Südeuropa bei uns überrepräsentiert war. Mein um Harmonie besorgter Vater übertönte allzu heftige Debatten mit dem rheinischen Appell: Mensch bleiben!
Während meiner gesamten beruflichen Laufbahn als Krankenschwester an der Uniklinik habe ich mit Menschen aus Gesamteuropa, Asien, Afrika und Südanerika zusammengearbeitet. Es gab Liebesgeschichte und Trennungen, große und kleine Feiern, wir waren beruflich und privat eng beieinander.
Verrückterweise bin ich in der Weltstadt Berlin mehr unter Deutschen als jemals zuvor. Aber bei den Schulfeiern der Enkelkinder ist doch wieder die ganze Welt versammelt, worüber mir das Herz aufgeht.
Ich bin bei den OMAS, weil ich die dummen Reden der Rechten aus tiefster Seele hasse.
Wie ihr sicher schon bemerkt habt, bin ich ein schwärmerischer, vergrübelter Typ, was in der Familie oft mit Spott kommentiert worden ist. Doch meine Freundinnen kommen gut mit mir zurecht, nach dem Motto: Es muss auch solche Käutze geben.
Liebe Grüße, und bleibt alle gesund,
Inge
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