Liebe Antifaschist*innen, liebes Rundfunktanzorchester, lieber Jan Böhmermann, liebe Besucher*innen der Show in der Schmelinghalle,
schön, dass es Euch gibt.
Euch da drinnen in der Max-Schmeling-Halle wünschen wir nachher einen tollen Abend und sagen mal gleich, dass wir nicht Euretwegen hier sind und hoffen, dass Ihr uns drinnen nicht hört.
Wir sind hier, weil ein Möchtergerngroß und sein Umhang, nein sein Anhang, und eine Kleinstpartei ohne Basis sich ein Duell wünschen. Ein Duell mit einem der Großen der deutschen Satire: Jan Böhmermann. Und da müssen wir – aus Gründen, aus politischen Gründen, mal paar hörbare Takte dazu sagen.
Ich habe mal Wikipedia bemüht: Ein Duell (mlat. duellum ‚Zweikampf‘, von alat. duellum ‚Krieg‘ und später volksetymologisch mit duo ‚zwei‘ verbunden) ist ein freiwilliger Zweikampf mit gleichen, potenziell tödlichen Waffen, der von den Kontrahenten vereinbart wird, um eine Ehrenstreitigkeit auszutragen. Das Duell unterliegt traditionell festgelegten Regeln. Duelle sind heute verboten. Der Begriff wird im übertragenen Sinne auch auf sportliche Wettkämpfe und Wortgefechte angewandt.
Tja – und da haben wir schon die Erklärung, warum ein Duell hier nicht stattfinden wird. Es würde gleiche Waffen bedingen und eine Verabredung und es müsste um eine Ehrenstreitigkeit gehen – nichts von all dem ist hier der Fall.
Einer, der gern berühmt wäre und versucht, sich mit einem pissgelben (das ist ein Zitat aus Tipp) Umhang und einer Augenmaske von anderen Menschen zu unterscheiden, ist kein Kandidat für irgendein Duell. Schon gar nicht, weil es sich um einen Menschen handelt, der wegen Landfriedensbruchs, öffentlicher Aufforderung zu Straftaten, Anstiftung zum Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie zum tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor Gericht stand und verurteilt wurde, zwar hat er Berufung eingelegt – aber wir kennen die Bilder und wissen, was er getan hat. Einer, der während der Pandemie mit anderen ohne Maske rücksichtslos durch Kaufhäuser und Verkehrsmittel tanzte, ist kein Gegner für ein Duell um eine Ehrenstreitigkeit. Für niemand. Auch nicht für uns.
Einer, der seine dummen Anhänger*innen um Spenden für Bezahlung von Strafbefehlen anbettelt, die er bekommen hat, weil er seinen Egoismus vor das Wohl der Allgemeinheit gesetzt hat, ist einfach nur inakzeptabel und peinlich.
Reden wir über etwas Schönes. Da gibt es die Aktion „Fest & Festlich – Weihnachten mit Jan und Olli“ von Jan Böhmermann und Olli Schulz, eine inzwischen schon zur Tradition gewordene Spenden-Aktion zur Unterstützung von mehreren Organisationen – und die kann sich einmal mehr sehen lassen: Zum einen überraschten Jan Böhmermann und Olli Schulz ihre Fangemeinde mit Videos aus ihren Anfangstagen und Katrin Bauerfeind und Marius Müller-Westernhagen als Ehrengästen. Zum anderen wurde schon bisher eine Summe weit über 1.519.932 € gesammelt. Und diese Aktion läuft noch zwei Tage. Also nutzen wir hier die Gelegenheit und fordern gern auf, sich daran zu beteiligen. Das haben die OMAS GEGEN RECHTS/Berlin aus dem Deutschland-Bündnis gestern auch auf Twitter getan.
Hier findet also heute keinerlei Duell statt. Wir sind trotzdem hier – nicht als Zuschauer*innen, sondern als Akteur*innen. Wir widersprechen einmal mehr. Gemeinsam werden wir laut gegen Hass, Hetze und Antisemitismus.
Wir werden laut, unbeschränkt. Halbstündlich für jeweils einige Minuten. Mit Kochtopfdeckeln und Instrumenten, wir schonen unsere Stimmen und bitten freundlich um Einschaltung des Verstandes.
Und der vorletzte Satz des ersten Redebeitrags sei der Lieblingswitz von Jan Böhmermann: „Wie viele Deutsche braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?“ – „Einen! Deutsche sind effizient und haben keinen Humor.“. In diesem Sinne: Viel Spaß heute Abend, mehr an Redebeiträgen später.